Natürlich, spannend und aussagekräftig
Dialoge sind das Salz in der Suppe einer Geschichte. Sie erwecken Figuren zum Leben, treiben die Handlung voran und bieten der Leserschaft Einblicke in die Gedanken und Gefühle der Charaktere. Doch gute Dialoge zu schreiben, ist eine Kunst für sich. Sie sollen glaubwürdig und natürlich klingen, ohne langweilig oder überladen zu wirken. Gar nicht so leicht …
Natürlich – aber nicht wie echte Gespräche
Im echten Leben sind Gespräche oft voller Füllwörter, Wiederholungen und Abschweifungen. In einem Buch oder einer Geschichte wirkt das schnell langweilig. Dialoge sollten zwar so klingen, als könnten sie real geführt werden, aber dennoch präzise und auf den Punkt geschrieben sein.
Beispiel
Unnatürlich und überladen (wenn auch im Alltag durchaus so zu hören):
„Also, weißt du, ich meine, ich wollte dir nur sagen, dass ich das nicht gut finde. Also echt nicht.“
Natürlich und klar:
„Ich finde das nicht gut. Wirklich nicht.“
Charakterisierung durch Sprache
Jede Figur hat ihre eigene Art zu sprechen. Ihre Wortwahl, Satzstruktur und Ausdrucksweise verraten viel über ihren Hintergrund, ihre Persönlichkeit und ihre Stimmung. Ein gut geschriebener Dialog lässt erkennen, wer spricht, ohne dass ständig Namen erwähnt werden müssen.
Nutzt deine Figur Dialekte, Slang oder Fachsprache? Spricht sie kurz und direkt oder blumig und ausschweifend? Bleibt sie höflich oder wird sie schnell aggressiv?
Beispiel
- Eine Teenagerin: „Boah, nee, das war so krass, ey!“
- Ein älterer Professor: „Das ist äußerst bemerkenswert, finden Sie nicht auch?“
Dialoge als Handlungselement
Dialoge sollen nicht nur Infos liefern, sondern die Handlung vorantreiben oder Konflikte aufbauen. Ein guter Dialog hat eine Funktion: Er verrät etwas über die Figuren, spiegelt ihre Beziehungen wider oder löst Spannungen aus.
Tipp:
Lass Dialoge zeigen, statt bloß zu erzählen. Figuren sollten nicht einfach aussprechen, was sie denken oder fühlen, sondern ihre Worte mit Subtext (das, was nicht explizit gesagt wird) und Emotionen füllen.
Beispiel
Schlechter Dialog (erklärend):
„Ich habe dir nie gesagt, dass ich eigentlich dein Vater bin. Es tut mir leid, dass ich es all die Jahre verschwiegen habe.“
- Warum schlecht? Die Enthüllung wird einfach so in den Raum geworfen. Es fehlt an Spannung und emotionalem Gewicht.
Guter Dialog (zeigend):
„Du erinnerst mich so sehr an deine Mutter.“
„Du kanntest sie?“
Ein kurzes Schweigen. „Mehr als du denkst.“
„Was soll das heißen?“
„Manchmal wünschte ich, ich hätte dir früher die Wahrheit gesagt.“
- Warum gut? Der Dialog baut Spannung auf und lässt Raum für Interpretation. Der Leser muss zwischen den Zeilen lesen, anstatt die Wahrheit auf dem Silbertablett serviert zu bekommen.
Dialoge werden spannend, wenn sie nicht alles direkt verraten. Missverständnisse, unausgesprochene Gedanken und unterschwellige Konflikte machen ein Gespräch dynamisch. Der Subtext sorgt für Tiefe.
Tipp:
Lass Figuren nicht immer sagen, was sie meinen. Oft entsteht Spannung, wenn sie Gefühle verbergen oder aneinander vorbeireden.
Beispiel
Ohne Subtext:
„Ich habe Angst, dass du mich verlässt.“
„Das würde ich nie tun.“
Mit Subtext:
„Du hast nicht mal meine Nachricht gelesen.“
„Ich hatte viel zu tun.“
Kurz und prägnant
Lange, ausufernde Monologe wirken oft unrealistisch und anstrengend. Dialoge leben von Schlagabtausch und Dynamik. Kürzere Sätze und Pausen halten die Spannung hoch und wirken natürlicher.
Tipp:
Streiche unnötige Worte und wechsle regelmäßig zwischen den Figuren, um das Tempo zu erhöhen.
Beispiel
Langatmig:
„Ich wollte dir schon vor einiger Zeit sagen, dass ich das Gefühl habe, du bist in letzter Zeit irgendwie distanziert, und ich weiß nicht, ob ich etwas falsch gemacht habe, aber es macht mir Sorgen.“
Kürzer und dynamischer:
„In letzter Zeit bist du so distanziert. Hab ich was falsch gemacht?“
Action und Dialog kombinieren
Ein guter Dialog wird oft von Handlungen begleitet. Wenn Figuren während des Gesprächs etwas tun – eine Tür zuschlagen, einen Blick aus dem Fenster werfen oder die Hände in die Hüften stemmen – wird die Szene lebendiger.
Beispiel
„Ich hab dir gesagt, dass ich das nicht will.“
Er ballte die Fäuste, seine Stimme bebte.
„Du hast gesagt, du denkst drüber nach“, entgegnete sie leise und wich seinem Blick aus.
Die ADVERBIEN-Falle
Adverbien erscheinen auf den ersten Blick hilfreich, um die Emotionen oder Absichten einer Figur zu verdeutlichen, doch zu viele davon und der Text wirkt deutlich schwächer. Warum das so ist?
- Adverbien erklären statt zu zeigen
Adverbien wie „wütend“, „traurig“ oder „beleidigt“ können dazu verleiten, den Lesern zu erzählen, wie eine Figur etwas sagt, anstatt es durch den Dialog selbst oder die Begleitumstände zu zeigen.
Beispiel mit Adverb:
„Lass mich in Ruhe“, sagte sie wütend.
Alternative ohne Adverb:
Sie knallte die Faust auf den Tisch. „Lass mich in Ruhe!“
In der zweiten Version wird die Wut der Figur durch ihre Handlung und die Betonung im Dialog selbst vermittelt. Der Leser kann die Emotion spüren, ohne dass sie direkt benannt wird.
- Adverbien können Dialoge unnatürlich machen
Menschen benutzen in der Regel keine Adverbien, um ihre eigenen Gefühle zu beschreiben, während sie sprechen. Wenn eine Figur beispielsweise sagt: „Ich bin wirklich unglaublich traurig“, wirkt das oft gekünstelt. Schreibe deinen Dialog so schreiben, dass die Traurigkeit spürbar wird, ohne sie direkt auszusprechen.
Beispiel mit Adverb:
„Es ist wirklich unglaublich traurig, wie alles geendet hat,“ sagte er leise.
Alternative ohne Adverb:
„Das hätte anders laufen sollen.“ Er blickte auf seine Hände und schüttelte den Kopf.
Die zweite Version lässt Raum für Interpretation und wirkt natürlicher.
- Adverbien schwächen starke Verben
Ein präzises Verb kann oft die Arbeit von Adverbien übernehmen und den Satz kraftvoller machen. „Er sagte laut“ erübrigt sich, wenn er stattdessen einfach brüllt. Präzise Verben verleihen Dialogen mehr Dynamik und Tiefe.
Beispiel mit Adverb:
„Komm sofort her!“, sagte sie energisch.
Alternative mit starkem Verb:
„Komm sofort her!“, rief sie.
Das starke Verb „rief“ übermittelt die gleiche Energie, ohne ein erklärendes Adverb zu benötigen.
- Adverbien nehmen Lesern ihre eigene Wahrnehmung vorweg
Leser möchten nicht, dass man ihnen alles vorkaut. Sie wollen Emotionen und Absichten selbst interpretieren können. Adverbien nehmen diese Freiheit, indem sie klar vorschreiben, wie eine Aussage gemeint ist. Gute Dialoge implizieren die Emotionen der Figuren, benennen sie aber nicht.
Beispiel mit Adverb:
„Ich kann dir nicht trauen,“ sagte er misstrauisch.
Alternative ohne Adverb:
„Ich kann dir nicht trauen.“ Seine Augen verengten sich, während er sie musterte.
Die zweite Version lässt spüren, dass die Figur misstrauisch ist. Es muss nicht erwähnt werden.
Wann Adverbien sinnvoll sein können
Das heißt nicht, dass Adverbien in Dialogen generell verboten sind. Sie können sinnvoll sein, wenn:
- Ein bestimmter Ton oder eine spezifische Nuance unterstrichen werden soll, die im Kontext sonst verloren gehen würde.
- Der Dialog kurz gehalten werden soll und es keine Möglichkeit gibt, die Emotion anderweitig zu zeigen.
Beispiel:
„Ich liebe dich,“ flüsterte sie zärtlich.
- Hier passt das Adverb, da es die Sanftheit unterstreicht und zum Ton der Szene beiträgt.
Abschließend lässt sich über Adverbien sagen, dass sie zwar kein Tabu sind, aber sparsam eingesetzt werden sollten. Oft reicht es aus, den Dialog durch starke Verben, aussagekräftige Handlungen und Subtext zu stützen, um die Gefühle und Absichten der Figuren zu vermitteln. Weniger Adverbien = stärkere, authentischere Dialoge.
Last but not least:
Lies deine Dialoge laut
Der beste Test für einen Dialog ist, ihn laut zu lesen.
- Klingt er natürlich?
- Würde eine echte Person so sprechen?
Beim Vorlesen fallen oft holprige Stellen oder unrealistische Formulierungen besser auf.
Zum Thema „Dialoge schreiben“ ließe sich noch allerhand mehr sagen, als groben Anhaltspunkt sollte das aber erst mal genügen.
Viel Spaß beim Schreiben!
Rebecca | Schreibtrunken





Raum für deine Gedanken