Das Gift des „… aber“

Wie ein kleines Wort große Wirkung entfaltet

Täglicher Schreibanreiz
Wenn du ein Wort endgültig aus der allgemeinen Verwendung verbannen könntest, welches wäre das? Warum?

Sprache formt unser Denken.

Jedes Wort, das wir wählen, beeinflusst nicht nur unsere eigene Wahrnehmung, sondern auch die unserer Gesprächspartner. Manche Worte tragen dabei eine kaum wahrnehmbare, aber tiefgreifende Wirkung in sich. Wie zum Beispiel „aber“. Ein kleines, scheinbar harmloses Wort, das sich fast unbemerkt in unsere Sätze schleicht – und dennoch oft das Gegenteil dessen bewirkt, was wir eigentlich ausdrücken wollten.


Die häufigste und wohl problematischste Verwendung von „aber“ ist die Relativierung einer vorherigen Aussage. Es stellt etwas Positives in den Raum – nur um es im selben Atemzug wieder abzuschwächen oder gar zu negieren:

  • „Das hast du wirklich gut gemacht, aber ich hätte mir noch mehr Details gewünscht.“
  • „Ich verstehe deinen Standpunkt, aber ich sehe das anders.“
  • „Ich liebe dich, aber du machst es mir nicht leicht.“

Die Botschaft, die ankommt, ist selten die positive Aussage vor dem „aber“.

Das Lob wird zur Fußnote der Kritik, das Verständnis zu einer bloßen Formalität vor der Ablehnung, die Liebeserklärung zur Bedingung.


Neben der Entwertung hat das „aber“ eine weitere Funktion: Es errichtet Mauern. Es signalisiert Widerstand, Widerspruch, Unvereinbarkeit.

  • „Ich würde ja gern, aber ich habe keine Zeit.“
  • „Hätte ich einen anderen Job, könnte ich …, aber …“
  • „Wäre ich älter, jünger, schöner, klüger, dann …, aber …“

Man könnte dieselbe Botschaft auch umformulieren, ohne sich selbst zu blockieren:

„Ich habe gerade wenig Zeit, deshalb muss ich das alles gut planen.“
„Mein Job hindert mich an …, es wird es Zeit, mir Gedanken zu machen, wie ich das hinbekomme.“
„Ich bin nicht mehr die Jüngste, deshalb geht x nicht mehr so gut, aber (Huch, ein „aber“ – na sowas …)


Wenn wir mal darauf achten, werden wir sicher feststellen, dass wir das Wörtchen „aber“ in der Regel auf die beschriebene Weise verwenden – was unnötig und wenig zielführend ist.

  • „Er ist oft unzuverlässig, aber wenn es wirklich darauf ankommt, kann man sich auf ihn verlassen!“
  • „Ich kann mit deinem Standpunkt so gar nichts anfangen, aber ich respektiere deine Meinung und wünsche mir, dass du das umgekehrt auch tust.

In diesem Fall erweitert das „Aber“ die Sicht – wir verwenden es allerdings eher selten auf diese Weise.


Häufig kann man es wirkungsvoll durch „und“ ersetzen:

  • „Das hast du wirklich gut gemacht, und wenn du noch mehr Details hinzufügst, wird es perfekt!“
  • „Ich verstehe deinen Standpunkt, und vielleicht magst du dir auch anhören, wie ich darüber denke.“
  • „Ich liebe dich, und deshalb wünsche ich mir, dass …

Fazit: Wähle mit Bedacht

Das „aber“ ist ein alltägliches Wort – und genau das macht es so gefährlich. Es schleicht sich unbemerkt ein, verändert den Tonfall unserer Aussagen und kann Beziehungen belasten, ohne dass wir es beabsichtigen. Wer sich bewusst macht, wie oft und in welchem Kontext er dieses Wort verwendet, kann seine Kommunikation gezielt verbessern. Denn manchmal reicht eine winzige Veränderung unserer Ausdrucksweise, um Missverständnisse zu vermeiden, Brücken zu bauen und offener durchs Leben zu gehen.

Rebecca | Schreibtrunken

8 Antworten zu „Das Gift des „… aber“”.

  1. Avatar von Ini művészete

    Genauso wie „toll“ auch ein ursprünglich völlig anders gemeintes Wort. Während es im Zauberberg noch völlig im alten ,richtigen Kontext „bist Du toll?“ verwendet wurde ,wird es jetzt verdreht und inflationär benutzt. Es gibt so viele schöne Attribute und man liest nur noch dieses „toll “ alles ist „toll“ ,unsere Sprache verarmt völlig.

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    1. Avatar von Rebecca
      Rebecca

      Welch wertvoller Kommentar – ganz herzlichen Dank dafür!

      Ich bekenne mich schuldig, im Sinne der Anklage. 😉 Ich verwende „toll“ auch immer wieder mal und habe bisher gar nicht bedacht, dass es ursprünglich eine völlig andere Bedeutung hatte. Da werde ich künftig achtsamer sein – DANKE nochmal und einen möglichst schönen Tag dir!

      Lieben Gruß!
      Rebecca

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      1. Avatar von Ini művészete

        Ich danke Dir. Mir lag es aber wirklich fern Dich irgendwie zu belehren zu wollen. Sollte es so rüber gekommen sein dann bitte ich um Verzeihung 😘♥️

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      2. Avatar von Ini művészete

        Dir ein zauberhaftes Wochenende 🌞

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        1. Avatar von Rebecca
          Rebecca

          Oh … ☺️ Nein, habe mich nicht belehrt gefühlt, keine Sorge. Habe nur meinen Sprachgebrauch hinterfragt und durfte feststellen, dass ich darüber nie nachgedacht habe, was du schreibst aber völlig richtig und eine wundervolle Ergänzung zu meinem Post ist. 👍

          Danke, hab auch du ein schönes Wochenende! 🍀

          Lieben Gruß,
          Rebecca

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          1. Avatar von Ini művészete

            Das freut mich. Dankeschön 🌞

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          2. Avatar von Ini művészete

            Lieben Gruß zurück 😊

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  2. Avatar von
    Anonymous

    Huch, bin gar nicht angemeldet. Na, egal … Kommt dennoch mir. 😁

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