Über Erfolg und Misserfolg

Täglicher Schreibanreiz
Wie hat dich ein Misserfolg – oder ein scheinbarer Misserfolg – zu einem späteren Erfolg geführt?

Mir fallen allerhand Dinge ein, die anders hätten laufen sollen. Dinge, an deren Umsetzung ich gescheitert bin – und doch habe ich später meist feststellen dürfen, dass es ein Geschenk war, nicht bekommen oder erreicht zu haben, was ich mir erhofft hatte. Ich will es mal so formulieren:


Manchmal scheint das Leben ein stürmischer Ozean.
Man rudert gegen Wellen, kämpft, gibt alles – und doch wird man zurückgetrieben.

Gescheitert“, sagt der Verstand.
Gelenkt“, flüstert das Herz.

Sind wir jemals wirklich „gescheitert“?

Ich erinnere etliche Momente, in denen ich überzeugt war, verloren zu haben.
Träume glitten mir durch die Finger, Ziele lösten sich in Luft auf.

Doch mit Abstand betrachtet, mit der Sanftmut der Zeit, war letztlich nichts davon ein wirklicher Verlust.

Denn immer blieb etwas zurück: Eine Einsicht. Eine Lektion. Ein Funke Mut. Vor vielen Jahren sogar einmal das Leben selbst.


Was, wenn kein Schritt umsonst ist?

  • Wenn die Wege, die verschlossen bleiben, uns vor falschen Pfaden bewahren?
  • Wenn jeder Umweg eine Landschaft offenbart, die wir sonst nie gesehen hätten?
  • Wenn jedes Nein, das uns schmerzt, nur Platz macht, für ein größeres Ja?

Der Mensch neigt dazu, sich Dinge seiner Vorstellung oder seinen Werten entsprechend zurechtzubiegen.

Doch wir können nicht weiter blicken, als unser Verstand reicht.
Wir können nicht wissen, was gewesen wäre, wenn …

Wir glauben aber, zu wissen, dass alles ganz anders und besser gekommen wäre, wenn …
Dass uns dieser Job, dieser Mensch, diese Wohnung, etc. die Glückseligkeit beschert hätte, nach der wir uns so sehnen und die uns durch unseren Misserfolg nun verwehrt bleibt.

Vielleicht wären wir in diesem Job auch an die fürchterlichsten Kollegen geraten, die man sich nur denken kann, der ersehnte Partner hätte sich nach einer Weile womöglich völlig anders präsentiert und uns ins Unglück gestürzt, das neue Heim wäre vielleicht nur so lange eine Freude gewesen, bis wir die erste Nebenkostenabrechnung in Händen gehalten hätten. Leben findet nicht im Konjunktiv statt, niemand kann sagen, was gewesen wäre, wenn …

Vielleicht ist Misserfolg nur ein anderer Name für Wachstum.

Vielleicht sind Rückschläge nur Wellen, die uns nicht ertränken, sondern tragen.

Vielleicht ist nichts jemals wirklich schiefgegangen –
sondern hat sich nur gefügt, genau so, wie es für uns am besten war.

Doch in einer Welt, in der alles gezählt, gemessen, bewertet und verglichen werden will, fällt es schwer, das Unsichtbare zu schätzen. Das, was gut für uns ist, weil es nicht ist.

Falls du mit einem „Scheitern“ deinerseits haderst:

Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass ein anderes, vermeintlich besseres Resultat, dir gebracht hätte, was du dir erhofft hast? – Woher?

Für mich war diese Sichtweise schon häufig sehr hilfreich. Sehr versöhnlich.
Gleiches wünsche ich dir.

Lieben Gruß!
Rebecca | Schreibtrunken


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