Ja … Wieso schreibe ich überhaupt?
Ich lasse mal die Poetin in mir antworten:
Am Anfang stand kein Ziel,
kein Wunsch, kein bewusster Entschluss.
Das Schreiben fand mich, wie Regen auf ausgedörrten Boden fällt – ungefragt.
Erst nur einzelne Tropfen, die sich später zu plätschernden Bächen und reißenden Flüssen zusammenfanden, die alle Stille mit sich nahmen.
Ich schrieb, weil die Worte danach verlangten.
Sie pochten wild gegen meine Brust und nicht selten steckten sie in meiner Kehle fest – keine Stimme konnte ihnen Leben einhauchen.
Sie begannen, auf das Papier zu tropfen und flossen einfach so dahin.
Liefen in Ecken und über Ränder hinaus, manchmal fast schüchtern, manchmal mit Nachdruck, als sei höchste Eile geboten – als könnten die Worte verlorengehen, wenn sie nicht schleunigst festgehalten würden.
Ich schrieb Bruchstücke.
Splitter von Erlebtem, Erträumtem, Ertragenem.
Sammelte sie ein, wie Scherben, die sich zu einem Mosaik fügten, das mir manchmal fremd und doch so vertraut war. Ich schrieb, weil ich verstehen wollte, was in mir sich so sehr wehrte, gegen die Schatten dieser Welt.
Jede Zeile wurde zum Selbstgespräch – über all das, wofür meine Stimme keine Worte fand oder worüber zu schweigen mir auferlegt worden war. Manchmal war mein Schreiben ein Flüstern, das lediglich der Mond vernahm, manchmal ein Brüllen, das die Sterne vom Himmel stürzen ließ.
In ihm fand ich Raum, die Ordnung meiner Welt wiederherzustellen.
Einer Welt, die mir oft zu laut, zu grell, zu scharfkantig war.
Das Schreiben wurde zu einem Ort, an dem ich bleiben konnte, wenn Geheimnisse sich die Augen zuhielten, Irrgärten Menschen verschluckten und das Leben kryptische Fragen stellte, auf die ich keine Antwort wusste.
Zwar ist es noch immer Zuflucht, doch wurde es mehr und mehr Begegnung. Im Schreiben finden Licht und Schatten zueinander und es entsteht ein Dialog. Ein Austausch, zu dem all jene Stimmen etwas beitragen, die ich hören durfte – meine eigene oder die anderer.
Kurz:
Ich schreibe,
weil die Leere
zwischen den Zeilen
mir Heimat ist.
Rebecca | Schreibtrunken




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