Inspiration, Techniken und Tipps
Poesie ist eine der ältesten und emotionalsten Formen der Literatur. Sie fängt Gefühle, Gedanken und Momente in wenigen Worten ein und spricht oft das Herz der Leser direkt an. Wie um alles in der Welt schreibt man aber denn nun selbst Poesie?
INSPIRATION
Die Umgebung
Die besten Gedichte entstehen oft aus dem, was uns umgibt. Geh spazieren, lausche den Geräuschen der Natur oder beobachte das alltägliche Leben. Jede Szene kann zu einem Gedicht werden – der Sonnenuntergang, das Lachen eines Kindes oder das Rauschen des Regens.
Emotionen
Poesie lebt von Gefühlen. Ob Liebe, Trauer, Wut oder Freude – frag dich, was dich aktuell bewegt. Schreibe darüber, wie es sich anfühlt und welche Bilder diese Emotionen hervorrufen.
Kunst und Literatur
Höre Musik, betrachte Gemälde oder lies andere Gedichte. Werke anderer Künstler sind häufig sehr inspirierend. Schreib auf, was dich berührt – und warum das so ist. Woran fühlst du dich erinnert? Welche Träume werden wach?
FORMEN UND TECHNIKEN
Poesie bietet viele Möglichkeiten, manche folgen strengen Regeln, die sowohl einengend als auch hilfreich sein können, das kommt ganz auf den Schreibenden an.
Ein HAIKU vielleicht? Es beschreibt meist, prägnante Naturbilder, die in drei Zeilen mit bestimmter Silbenzahl geschrieben werden: 5-7-5.

Oder lieber ein SENRYU? Ebenfalls 5-7-5, aber thematisch freier. Naturbezug kann, muss aber nicht sein, gern auch Themen aus dem Leben, dem Alltag, was auch immer.

Ein TANKA ist letztlich ein HAIKU/SENRYU, das um zwei weitere Zeilen mit jeweils 7 Silben ergänzt wird. Es ergeben sich also fünf Zeilen in der Silbenfolge 5-7-5-7-7.

Ein Tanka muss sich nicht reimen, ich hab da nur so einen kleinen Spleen. Mag das und wenn ich eines schreibe, dann reimt es sich in der Regel auch …
Es gibt etliche Gedichtformen mehr, die einem bestimmten Muster folgen, das Sonett, das Pantun und wie sie nicht alle heißen – Google hilft umfassend weiter.
FREIE VERSE, wie hier zum Beispiel in meinen Ungereimtheiten, erlauben die größtmögliche kreative Freiheit – einfach mal ausprobieren. Falsch gibt es nicht!
KLANG UND RHYTHMUS
Man kann mit Alliterationen (Anlaute wiederholen sich) experimentieren: „Magisches Mondlicht malt mystische Momentaufnahmen melancholischer Mädchenträume …“,
mit Assonanzen (Wiederholung von Vokalen) „Vom Land der Dichter und Denker zum Land der Richter und Henker“ oder auch ganz bewusst Reime brechen und dadurch einen Kontrast zu erzeugen – erlaubt ist, was gefällt.
Wie das in der Kunst nun mal so ist, wird das, was man da so zu Papier bringt, niemals jeden Leser ansprechen. Macht man sich das bewusst, nimmt das auch direkt etwas von dem Druck, man müsse „gut“ schreiben.
Hauptsache, du schreibst. Es wird sich mit der Zeit ohnehin verändern. Und das Schreiben wird dich verändern.
Was in der Poesie gern genutzt und (fast) nie verkehrt ist:
BILDER UND METAPHERN
Es hat nicht einfach geschneit, die Bäume tragen weiße Kleider, du fühlst dich auch nicht lediglich alt, der Weg, auf dem du einst liefst, ist nun (vielleicht) moosbedeckt und falls du als Kind Ängste erleiden musstest, dann erinnerst du dich womöglich noch daran, wie die Wände Risse bekamen und das Knarzen der alten Holzdielen nach dir rief.
Übertreiben sollte man es aber auch nicht. Manche Gedichte lesen sich heutzutage wie eine Aneinanderreihung der kuriosesten Bilder und man (bzw. ich …) kapiert kein Wort – Geschmackssache und im Rahmen der künstlerischen Freiheit durchaus legitim. Alles findet Gefallen. Nur halt nicht bei jedem.
Wenn die Inspiration zu Beginn etwas dürftig sein sollte, nutze
SCHREIBIMPULSE
Writing Prompts. Ich liebe diese kleinen Inspirationshäppchen, ohne sie gäbe es sämtliche Texte dieser Kategorie nicht und um den ein oder anderen täte es mir wirklich leid.
Die Möglichkeiten der Inspiration sind nahezu endlos:
- Schreib über eine Farbe und was sie in dir auslöst.
- Wähle ein zufälliges Wort aus einem Zeitungsartikel und lass es auf dich wirken.
- Beschreibe einen Moment deiner Kindheit mit allen Sinnen.
- Schreibe über Spaziergänge, Jahreszeiten, Tiere oder Landschaften.
- Zwischenmenschliche Beziehungen: Liebe, Freundschaft, Verlust oder Konflikte.
- Träume und Erinnerungen: Was hat dich in der Vergangenheit geprägt?
- Philosophische Fragen: Was ist der Sinn des Lebens?
Was bedeutet Freiheit? Etc.
Wie auch in der Prosa: Überarbeite deine Gedichte
Ein gutes Gedicht entsteht oft durch Überarbeitung. Lies dir deinen Text laut vor. Klingt er natürlich? Holpert er? Kürze, was überflüssig ist, und konzentriere dich auf das Wesentliche.
Poesie zu schreiben bedeutet, sich mit der Welt und sich selbst auseinanderzusetzen. Es ist ein Prozess, der nicht nur Kreativität, sondern auch Geduld und Mut erfordert. Ein Gedicht entwickelt nicht selten ein Eigenleben und führt uns in die hintersten Ecken unseres Geistes – wo wir freiwillig niemals hingegangen wären. Aber genau dort entstehen häufig die besten Texte.
Lausche einfach in dich hinein und lass die Worte aus deinem Herzen fließen.
Es wird gut sein.
Rebecca | Schreibtrunken





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