Wie sie sich Inspiration beim Abwaschen holte.
Agatha Christie, die „Queen of Crime“, hat der Welt unzählige spannende Krimis hinterlassen. Doch hinter ihren brillanten Geschichten steckt nicht nur Talent, sondern auch ein außergewöhnlicher Zugang zu Kreativität: Sie fand ihre besten Ideen oft bei alltäglichen Tätigkeiten – wie dem Abwasch. Wie das?
ROUTINE ALS KREATIVER RAUM
Christie war überzeugt, dass Routineaufgaben, die keine intensive Konzentration erfordern, das Gehirn entspannen und Raum für kreative Gedanken schaffen. Beim Abwaschen, Staubsaugen oder auch beim Stricken konnte sie ihren Geist schweifen lassen. Diese Momente der Entspannung ermöglichten es ihr, komplexe Handlungsstränge zu entwickeln, raffinierte Morde zu planen und knifflige Rätsel zu lösen.
Heute gibt es für diese Art des geistigen Umherwandelns auch einen Namen: „Diffuses Denken“. Während das Gehirn bei fokussierter Arbeit gezielt nach Lösungen sucht, erlaubt das diffuse Denken, Ideen und Assoziationen freier zu verknüpfen. Diese Technik hat Christie intuitiv genutzt, lange bevor Wissenschaftler sie beschrieben.
DIE KRAFT DER LANGEWEILE
Eine weitere Erklärung für Christies Kreativität beim Abwasch könnte die Kraft der Langeweile sein.
In unserer heutigen, von Ablenkungen geprägten Welt erscheint Langeweile oft als etwas Negatives. Doch Christie wusste, dass genau in diesen Momenten der Monotonie neue Ideen entstehen können. Ohne äußere Reize hatte ihr Verstand die Möglichkeit, auf innere Inspiration zurückzugreifen.
Warum aber ausgerechnet ABWASCHEN?
In Christies Zeit war Abwaschen eine unvermeidliche Aufgabe, die sie selbst erledigen musste – Spülmaschinen waren noch nicht weit verbreitet. Das rhythmische Geräusch des Wassers, das Gefühl der warmen Seife und die gleichförmigen Bewegungen konnten fast meditativen Charakter haben.
Diese Sinneserfahrungen halfen ihr, in einen Flow-Zustand zu gelangen, in dem Ideen und Bilder aufkamen, die später in ihre Romane einflossen.
Es ist schon eine witzige Vorstellung, dass einige der ausgeklügeltsten Mordpläne womöglich während des Abwaschens entstanden sind und der Mord im Orient-Express oder Tod auf dem Nil, auf direktem Weg von der Küche auf die Buchseiten gelangten.
Agatha Christies Beispiel zeigt, dass Kreativität nicht immer aus einer bewussten Anstrengung kommt, sondern oft aus Momenten der Ruhe und Monotonie – aus dem Alltäglichen entsteht.
Vielleicht sollten Schriftsteller, Künstler und andere Kreative ihrem Geist einfach häufiger eine Pause gönnen und sich belanglosen, automatisierten Aufgaben zuwenden. Vielleicht liegt die nächste große Idee ja im Schaum der Spülseife verborgen.
Käme auf einen Versuch an.
Bleibt die Spülmaschine heue aus?
Rebecca | Schreibtrunken





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