Wie Wellen am Strand,
rollt die Zeit aus deiner Hand –
wird zur Ewigkeit.
Wir haben so vieles gemeinsam erlebt,
zusammen gesungen, geweint und gelacht.
Du hast mir Geschichten von früher erzählt,
den Kindern, dem Krieg –
sogar von mancher Liebesnacht.
Damals warst du Schneiderin,
hast dich für Bräute ins Zeug gelegt,
machtest Mägde zur Königin,
hast aus Seide und Taft schönste Tage genäht.
Auch deine Optik war dir stets wichtig,
gepflegte Hände, gewelltes Haar –
doch all das ist jetzt null und nichtig,
will nichts mehr so ist, wie es früher mal war.
Aus Seide wurden Zellstofftücher,
die du unermüdlich zusammenlegst,
blickst stumm auf die Seiten vergilbter Bücher,
deren Inhalt du leider nicht mehr verstehst.
Erfindest unbekannte Worte,
weißt nicht mehr, wie man Besteck benutzt,
springst durch die Zeiten, an verschiedenste Orte,
die Erinnerung brüchig, der Geist abgenutzt.
Ich entscheide, was du anziehst,
putz dir die Zähne, bring dich ins Bett,
in lichten Momenten kann’s sein,
dass du mich ansiehst und sagst:
“Ach Kind, wenn ich dich nicht hätt …”
Oft denk ich daran, dass ich bin, wie du warst
und Angst hab, zu werden, wie du heute bist;
und alles, was früher mir wichtig war,
in zähem Nebel versunken ist.
Doch dir ist’s egal, die Zeit ist ein Dieb,
sie raubt deinen Körper, greift sich dein Herz.
Deine müden Augen werden langsam trüb,
dein Blick geht sachte engelwärts.
Wir haben so vieles gemeinsam erlebt,
zusammen gesungen, geweint und gelacht.
Ich halt deine Hand,
bis dein Herz nicht mehr schlägt,
du ein letztes Mal einschläfst,
zur ewigen Nacht.
Rebecca | Schreibtrunken





Raum für deine Gedanken