Hhm. Gute Frage. Früher hätte ich „am liebsten mit gar keinen“ geantwortet, aber das ist nicht korrekt. Doch rar gesät sind sie noch immer. Ich lasse mal wieder die Poetin in mir antworten …
Es sind nicht die Lauten, die mich faszinieren, nicht die, die ihre Stimmen wie Fahnen in den Wind halten und sich in der Aufmerksamkeit sonnen.
Es sind die Stillen, die mich berühren.
Diejenigen, die mit leisen Schritten durch die Welt gehen und deren Augen Geheimnisse bewahren, die andere nicht einmal zu erahnen wagen.
Manchmal kann man es auf den ersten Blick sehen. Sie sind nicht sofort „mittendrin, statt nur dabei“, sie stehen am Rand, beobachten, wägen ab, lassen sich Zeit, Dinge, Menschen und Situationen auf sich wirken zu lassen, bevor sie entscheiden, ob sie Anteil daran nehmen möchten.
Fast wirken sie der Welt etwas entrückt, etwas Geheimnisvolles umgibt sie und die Ahnung von Weisheit. Sie wissen, dass das Leben nicht immer gerade verläuft, dass es Brücken gibt, die ins Nichts führen, und Wege, die nur mit Mut beschritten werden können.
Sie haben Stürme überstanden, sind durch Schatten gewandert, haben Narben auf der Seele, die nicht geheilt, sondern in Erinnerungen und Geschichten verwandelt wurden.
Und gerade deshalb fürchten sie sich weniger.
Nicht, weil sie unverwundbar sind, sondern weil sie wissen, dass jede Dunkelheit ein Ende hat.
Sie haben sie nicht selten schon mehrfach durchschritten.
In ihrer Zurückhaltung liegt eine Tiefe, die man nur erkennt, wenn man selbst stehen bleibt und hinhört. Sie sind die geduldigen Zuhörer, die stillen Begleiter durch fremde Nächte. Sie drängen sich nicht auf, aber wenn sie sprechen, haben ihre Worte Gewicht.
Sie wissen, wie es ist, verloren zu sein, und gerade deshalb sind sie oft die Ersten, die eine Hand reichen, wenn jemand im Dunkeln stolpert.
Die Geheimnisvollen, die ehemals Gebrochenen, die Empathischen – sie sind es, die mich am meisten faszinieren.
Weil sie nicht urteilen,
sondern versuchen, zu verstehen.
Weil sie nicht fortlaufen, wenn der Himmel sich verdunkelt, sondern bleiben. Sie sind die Flüsterer der Hoffnung, die Licht in andere tragen, auch wenn ihr eigenes manchmal nur noch schwach flackert. Sie wissen, dass ein Funke den anderen nährt, sobald er ihm nahe kommt und so heilen sie sich durch ihr Hinsehen auch immer wieder selbst.
Mit ihnen fühle ich mich am wohlsten. Nicht, weil sie perfekt sind, sondern weil sie echt sind. Und wissen, dass sie nicht alles verstehen müssen, aber nahezu alles aushalten, weil ihnen bewusst ist, dass alles Dunkle, was gerade ist, niemals auf ewig so sein wird. Kein Gedanken, kein Moment, kein Gefühl.
Verfolgt man Unterhaltungen und ein solcher Mensch ist daran beteiligt, erkennt man ihn meist daran, dass er auf manche Fragen keine Antwort weiß, zu manchen Themen nichts beitragen kann – und genau das sagt er dann auch:
„Da kann ich nichts zu sagen, ich weiß zu wenig darüber.“
Es fällt auf, wenn jemand sich nicht profilieren möchte, nicht den Eindruck zu erwecken versucht, er sei unfehlbar.
Das Umfeld ist meist kurz irritiert, in der Regel erkennen sie aber, wenn auch unbewusst, welches Geschenk dieser Mensch ihnen mit seiner Zurückhaltung gemacht hat.
Nach außen den Eindruck erwecken zu wollen, man wisse, könne und verstehe einfach alles, macht enormen Druck. Zu sehen, dass jemand anderes so selbstverständlich und ohne jede Scham sagt, dass er um irgendetwas nicht gut genug weiß, um sich sinnvoll dazu zu äußern, nimmt diesen Druck. Als bekäme man plötzlich die Legitimation erteilt, nicht perfekt sein zu müssen. Wie sollte man jemanden, der einem das vermittelt, nicht mögen oder gerne um sich haben?
Im Zugeben einer vermeintlichen Schwäche liegt eine enorme Stärke. Diese Menschen inspirieren und beeindrucken mich am meisten.
Die, mit denen man mit gutem Gefühl schweigen kann und sich in all seinem Nicht-Verstehen verstanden fühlt.
Solche Menschen wünsche ich dir an die Seite.
Hab einen schönen Tag!
Rebecca | Schreibtrunken





Hinterlasse eine Antwort zu Rebecca Antwort abbrechen