Eine Welt ohne Moral?

In einem Gespräch kam letztens die Frage auf, wie eine Welt wohl aussähe, in der es so etwas wie Moral nicht gäbe. So gar nicht. In Zeiten wie diesen ist man zwar fast geneigt, „haben wir doch schon“ zu antworten, aber ich denke, so ohne jegliches moralisches Empfinden wäre vieles doch nochmal bisschen anders – hab mir da mal ein paar Gedanken gemacht …


Moralische Prinzipien und ethische Regeln sind das Fundament von Gesellschaften – ohne sie gäbe es keine Gesetze, keine Gerechtigkeit und keine Verantwortung für das eigene Handeln. 

Ohne ein gemeinsames Verständnis von richtig und falsch würden gesellschaftliche Strukturen schnell zusammenbrechen. Eine Gemeinschaft basiert darauf, dass Menschen sich an Regeln halten – sei es aus Einsicht, Moral oder Furcht vor Konsequenzen. Ohne dieses Grundverständnis könnten keine stabilen Gemeinschaften existieren. ➽ Die Gesellschaft zerbricht.


Zwischenmenschliche Beziehungen wären geprägt von Misstrauen. In einer Welt ohne Moral könnte niemand sicher sein, ob eine Zusage, eine Vereinbarung, ein Versprechen eingehalten wird. Verträge und Abmachungen wären bedeutungslos, weil niemand sich daran gebunden fühlte. „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“ wäre das Credo eines jeden Einzelnen. ➽ Unsicherheit durch mangelnde Verlässlichkeit.


Ohne das Gefühl für Unrecht gäbe es keine Hemmungen gegenüber Lügen, Betrug, Diebstahl oder gar Mord. Der Stärkere würde sich stets durchsetzen und Schwächere hätten keinen Schutz. Solidarität und Mitgefühl könnten nicht existieren, weil sie auf moralischer Reflexion beruhen. ➽ Willkürliche Gewalt und Egoismus.


Zivilisationen gedeihen durch Zusammenarbeit und die gemeinsame Suche nach Wissen. Wonach würden sie wohl suchen, wenn die Moral keinerlei Grenzen abstecken würde? Welche Experimente würden gemacht? Was ist mit Rücksicht auf Leid oder langfristige Folgen? ➽ Zweifelhafte Wissenschaft und Forschung.


Kunst, Literatur und Philosophie reflektieren oft moralische Fragestellungen. Woher soll eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Leben, der Gesellschaft oder unseren Emotionen kommen, wenn Moral, Recht und Unrecht völlig außen vor sind? Kunst wäre vielleicht noch „hübsch anzuschauen“, wäre aber vermutlich zweckgebunden und nicht länger Ausdruck von Menschlichkeit. ➽ Verlust von Kunst und Kultur


Wir gehen mit den Ressourcen unserer Erde schon heute verantwortungslos um.

Der Earth Overshoot Day wurde für 2025 auf den 24. Juli festgesetzt.
Speziell für Deutschland wurde der 3. Mai berechnet (2015 war er am 13. August). Ab diesem Tag haben wir alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die unser Land innerhalb eines Jahres erzeugt und leben auf Pump.

Würde der Mensch noch geringere moralische Verantwortung für seine Umwelt verspüren, gäbe es rein gar keine Bemühungen mehr, unseren Planeten zu erhalten, die Natur würde noch rücksichtsloser ausgebeutet, Tierarten ausgerottet, die Erde noch schneller zerstört. ➽ Stärkere Gefährdung für Natur und Umwelt.


Vermutlich gibt es noch mehr, was man hier auflisten kann, aber allein das ist schon mehr als genug. Das Schlimme daran ist, dass all das schon seinen festen Platz in unserer Welt gefunden hat, als „normal“ empfunden wird und lediglich in der Stärke der jeweiligen Ausprägung variiert. Wo diese Entwicklung hinführen wird, das mag man sich gar nicht weiter ausmalen.

Um mal zum Schluss zu kommen:

Ein völliges Fehlen von Moral würde unsere Zivilisation vermutlich unmöglich machen.

Vielleicht würden sich kleinere Gruppen von Menschen aus reinem Eigennutz zusammentun, aber langfristige gesellschaftliche Entwicklungen wären kaum denkbar. Wahrscheinlich wäre es eine Welt, die von Chaos, Gewalt und purer Macht bestimmt wird – ein Zustand, in dem das Überleben des Einzelnen jederzeit bedroht ist.


In Anbetracht der bisherigen Punkte auf der Minus-Liste scheint aber auch dieser positive Aspekt wenig nützlich. Er würde von viel zu vielen Seiten torpediert und wäre vermutlich nicht sehr überlebensfähig.

Wenn diese Welt bestehen soll, geht das nur mit Moral.
Mit dem bewussten Hinterfragen ethischer und gesellschaftlicher Grundsätze – und die betreffen niemals nur die anderen …

Das soll’s an dieser Stelle mal gewesen sein.
Einen schönen Tag und viele Grüße!

Rebecca | Schreibtrunken.de


nach oben
Startseite
Gedankenranken

4 Antworten zu „Eine Welt ohne Moral?”.

  1. Avatar von Gisela

    Liebe Rebecca, Du hast vollkommen recht. Jeder muss die Last seines eigenen Lebens selbst tragen. Das ist ehrlich, moralisch, ethisch und gerecht. Alles andere ist entwürdigend, feige, unmoralisch und ungerecht. Nur das göttliche Gesetz ist vollkommen. LG Gisela

    Gefällt 1 Person

    1. Avatar von Rebecca
      Rebecca

      Guten Morgen, liebe Gisela! 🙂

      Ja, wir haben alle unser eigenes Päckchen zu tragen – machen es uns aber gegenseitig häufig schwerer, als es sein müsste. Ein Verständnis dafür, dass alles miteinander in Verbindung steht und ich dir nicht schaden kann, ohne auch mir zu schaden, würde sicher helfen – aber so weit ist der Mensch wohl noch nicht. Oder nicht mehr …

      Ich wünsche dir einen guten Wochenstart – und entschuldige die späte Antwort, wir waren gestern den ganzen Tag auf Familienbesuch. 😀

      Lieben Gruß,
      Rebecca

      Gefällt 1 Person

  2. Avatar von
    Anonymous

    Liebe Rebecca,

    die echte Moral hat der Menschheit ihr wirklicher GOTT mitgegeben.
    Die Menschheit hat sie aber zum grossen Teil verdrängt, verfälscht und missachtet.
    So hat sie Kriege und lässt jährlich mindestens 170000 Mitmenschen verhungern.
    Und vieles mehr.
    Die Menschheit müsste endlich ihren wirklichen GOTT erkennen
    Manfred Dengler

    Gefällt 1 Person

    1. Avatar von Rebecca
      Rebecca

      Lieber Manfred,

      ich verstehe gut, dass Ihr Glaube Ihnen Orientierung gibt – und ich finde es schön, wenn ein Mensch aus seiner Spiritualität heraus Gutes in die Welt trägt.

      Für mich ist Moral nicht zwingend an Gott gebunden. Viele Menschen, auch ohne religiösen Glauben, leben mit großem Mitgefühl, Gerechtigkeitssinn und Verantwortungsbewusstsein. Sie tun Gutes – nicht aus Angst vor Strafe oder Hoffnung auf Belohnung, sondern weil es sich richtig anfühlt. Sie handeln aus Mitmenschlichkeit, aus Empathie.

      Moral, denke ich, ist etwas zutiefst Menschliches, etwas wie ein innerer Kompass, der durch Erfahrung, Beziehung und Reflexion entsteht. Für manche ist Gott Teil dieses Kompasses. Für andere sind es die Werte, die sie im Leben entwickelt haben.

      Letzten Endes kommt es aufs Handeln an: wie wir mit anderen umgehen, wie wir lieben, helfen, zuhören. Und das können Menschen aus ganz verschiedenen Quellen schöpfen, glaube ich.

      Einen schönen Abend noch und ein schönes Wochenende wünsche ich gleich mit. 🍀

      Rebecca 🙋🏻‍♀️

      Like

Raum für deine Gedanken