Leiser Krieger

Hast du dir jemals etwas gebrochen?

Auf die heutige Schreibanregung ist schnell geantwortet: Nein.
Hhm. Wobei … wenn ich so drüber nachdenke …


Ja. Doch.
Aber nie einen Knochen.

Nicht den Arm beim Fallen.
Nicht das Bein beim Rennen.
Nicht das Handgelenk beim Klettern.

Ich war zu vorsichtig.
Zu bedacht.
Zu leise für Stürze,
zu vorausschauend für Mut.

Aber mein Herz –
das habe ich mir oft gebrochen.

Manchmal brach es
in einer Sekunde,
in der ein Blick zu kalt war.
Oder ein Satz
genau dort traf,
wo ich am verletzlichsten war.

Manchmal brach es langsam –
über Jahre,
in denen ich nichts sagte,
nichts fragte,
nichts erwartete,
weil ich längst verlernt hatte,
zu glauben, dass da jemand wäre,
der antwortet.

Es zerbrach
nicht mit einem Knall,
sondern mit einem Schweigen.
Mit einem „Ist doch nicht so schlimm“,
das alles schlimmer machte.

Ich brach es selbst,
als ich versuchte,
jemand anderes zu sein,
nur um geliebt zu werden.

Und wieder,
als ich zu spät verstand,
dass Liebe
nicht aus Anpassung wächst.

Ein Herz ist anders als Knochen. 
Es wächst nicht einfach 
wieder zusammen.

Es heilt in Schichten.
Ganz langsam.
Mit Narben.

Aber es heilt.

Und irgendwann,
zwischen zwei Atemzügen,
spürt man es wieder schlagen –
zart,
aber mutig.

Als hätte es nie aufgehört,
an das Gute zu glauben.

Als wäre es fest entschlossen,
einfach immer weiterzulieben.

Wie ein leiser Krieger.
Gezeichnet,
doch unbesiegt –
und bereit
für jeden neuen Morgen.

Rebecca | Schreibtrunken


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