Ich glaube, jeder, der schreibt, kennt dieses Hin und Her zwischen Phasen kreativer Höhenflüge und dem Gefühl, niemals mehr wieder auch nur ein sinnvolles Wort zu Papier bringen zu können.
Vermutlich gab es noch nie in meinem Leben eine längere Schreibphase als aktuell – was nun bald ununterbrochene anderthalb Jahre wirklich intensiven Schreibens macht. Es hat sich unheimlich viel getan und ich denke, auch mein Schreiben hat sich nochmal neu sortiert – warum auch immer. Es fühlt sich einfach alles so viel mehr nach „mir selbst“ an. Ich schreibe seit meiner Kindheit, in nicht mal vier Monaten werde ich 50. Manchmal fasse ich es immer noch nicht, wie schnell die Jahre verflogen sind und wie wenig ich daraus gemacht habe. Klar, ich hab mein Buch rausgebracht – aber diesen Wunsch hatte ich schon fast drei Jahrzehnte vor seiner Erfüllung …
Ganz unabhängig von meiner Person ist es wirklich ein Drama, dass so viele Menschen ihr Potential nicht ausleben und noch nicht mal erkennen, dass sie überhaupt eines haben, nur, weil sie in einem „Das wird eh nie was“-Umfeld aufgewachsen sind. Manche Dinge trägt man durch sein ganzes Leben – zum Glück gehört in meinem Fall aber auch das Schreiben noch immer dazu. Und dass es mich jemals ganz verlassen wird, damit rechne ich schon eine ganze Weile nicht mehr. Das ist gut …
Doch ich bin gespannt, wie’s weitergeht. Momentan liegen gleich vier Buchprojekte auf meinem Tisch und auch, wenn es sicher klüger wäre, die Dinge anzugehen, wie man die Knödel isst – einen nach dem andern – krieg ich das grade nicht hin. Aber auch damit kann ich heute besser umgehen. Dass ich keine klare Prioritätenliste erstellen kann, muss nicht bedeuten, dass nichts davon mir wirklich am Herzen liegt – vielleicht liegen sie dort nur alle vier sehr nah beieinander.
Ich bin jedenfalls froh, dass es ist, wie es ist und hoffe, dass es auch noch eine Weile so bleibt. Irgendwann wird’s wieder mal ruhiger, war schon immer so. Aber ich denke, ich werde nie wieder Angst haben, die Worte könnten mich verlassen haben. Ein wirklich gutes Gefühl. Wie ein Stück Heimat.
Das mal so „nebenbei“ und da es jetzt gleich halb elf ist (am Abend), war’s das nun auch für heute. Meine Tage beginnen meist gegen drei in der Nacht (senile Bettflucht kanns nicht sein, das war mit 20 nicht anders … 😉 ) wirds langsam Zeit für die Horizontale.
Falls das heute noch jemand lesen sollte: GUTE NACHT und angenehme Träume.
Das Gedicht entstand heute früh während der Gassirunde und es beschreibt einfach nur das, was ich gerade erzählt habe.
Lieben Gruß!
Rebecca | Schreibtrunken
IM MEER MEINER WORTE
Ich tauche im Meer meiner Worte,
sinke zum Grund, wie ein Stein.
Dort ruhen vergessene Orte,
nur ich kenne sie, ich allein.
Dann brechen die Sätze wie Wellen,
die niemand mehr aufhalten kann.
Die Worte, sie werden zu Quellen,
aus denen das Meer mal entsprang.
Ich schreibe, weil Sätze mich rufen,
die Tinte mein Schweigen versteht.
Und spüre: Die Verse sind Stufen –
und manchmal auch fast ein Gebet.
So tauche ich weiter durch Zeilen,
und schwimme ans Ende der Nacht.
Die Tiefe der Worte kann heilen,
denn dafür sind Worte gemacht.





Hinterlasse eine Antwort zu brigwords Antwort abbrechen